Dieser Beitrag ist erschienen im Kalligraphie-Rundbrief Nr. 3 von Juli 2025
"Ellenbogenfedern" werden gerne verwendet zum Schreiben von kursiven Schriftarten, z. B. der "Englischen Schreibschrift Anglaise", weil sie das Erreichen des korrekten Schreibwinkels erleichtern. Bis auf ein nicht empfehlenswertes Produkt aus England werden allerdings keine "Ellenbogenfedern" mehr hergestellt.
Die Feder aus England ist kaum elastisch und ist auch ansonsten von geringer Qualität (Stand 2024 - vielleicht wird ja daran gearbeitet). Abgesehen von den verbliebenen Restbeständen an Ellenbogenfedern, die nicht mehr hergestellt werden, sind die "Oblique Federhalter" eine Option, die es zudem erlaubt, die gesamte Palette verfügbarer "normaler" Spitzfedern zu verwenden. Trotzdem lohnt es sich, Ellenbogenfedern zu probieren, denn im Gebrauch gibt es einen interessanten Unterschied zwischen Ellenbogenfedern und Oblique-Federhaltern, der mir auch erst bei einem Verkaufsgespräch auf dem letzten Weihnachtsmarkt aufgefallen ist:
Weil beim Oblique-Federhalter die Halterung zur Aufnahme der Spitzfeder seitlich am Halter angebracht ist, wird der Druck der Hand während des Schreibens teilweise nach links umgelenkt. Dadurch will der Halter beim Schreiben nach links umkippen - umso stärker, je mehr ich durch Druck den Strich verstärke.
Um dieses "Ausweichen" zu verhinderen, muß ich fester zupacken. Das ist anstrengend für die Hand und erschwert das feinmotorische Führen der Feder. Außerdem muß ich beim Schreiben stärker drücken, um die gleiche Strichstärkenveränderung zu erreichen wie bei einer Ellenbogenfeder. Demgegenüber wird bei der Ellenbogenfeder der Druck der Hand vollständig auf die Spitze der Feder übertragen. Der Unterschied beim Schreiben ist erstaunlich.
