Mit der Bandzugfeder werden vielfältige moderne und historische Schriftarten geschrieben. Wenn Sie Kalligraphie lernen möchten, empfehle ich für den Anfang die folgenden Materialien:
Liniertes Papier, einen Federhalter, eine Bandzugfeder 2 oder 2,5mm, Tinte (keine Tusche) und ein Papiertuch zum Säubern der Feder. Ein Linienblock ist zum Üben sehr bequem, obwohl die Papierqualität meist nicht gut ist. Möchten Sie andere Papiere verwenden, sollten Sie am Anfang auf jeden Fall mit dem Bleistift Linien ziehen, um mit den Maßen und Proportionen der Schrift vertraut werden zu können. Das Blatt sollte beim Schreiben gerade vor Ihnen liegen, sonst ist es optisch schwer abzuschätzen, ob ein gezogener Strich wirklich gerade ist. Sind Kinder in der Nähe, das Tintenfaß sichern ...
Die Bandzugfedern No. 180 von Brause & Co haben eine geringe Elastizität und sind für den Anfang gut geeignet. Bandzugfedern mit höherer Elastizität, z. B. von William Mitchell, erfordern eine sichere Hand und sollten später probiert werden.
Die Feder wird am Rand des "Globuseinsatzes" des Federhalters eingeschoben (siehe Abbildung). Sie darf im Halter nicht wackeln! Die Spitze der Oberfeder sitzt etwa 1 mm hinter der vordersten Schreibkante.
Tauchen Sie die Feder soweit in das Tintenfaß, daß die Oberfeder gefüllt ist und tupfen Sie die Feder dann kurz am Faßrand ab, damit kein Tropfen aufs Papier fällt. Sie können auch mit einem Pinsel einen Tropfen unter die Oberfeder geben. Auf diese Weise können Sie auch Farben mischen und fließende Farbübergänge erzielen.
Setzen Sie die Feder in einem Winkel von ca. 40 Grad zur Waagerechten auf das Papier und ziehen Sie zwischen zwei Linien einen senkrechten Strich.
Ist der Auflagewinkel nicht korrekt, bewegen Sie Ihr Handgelenk oder verändern Sie den Abstand des Ellbogen zum Körper, um den Winkel zu korrigieren. Der Winkel von ca. 40 Grad wird in der Regel beibehalten, vor allem beim Üben. Verändert sich der Auflagewinkel der Feder, verändert sich auch die Buchstabenform.
Wenn das klappt, probieren Sie einen längeren senkrechten Strich, waagerechte Striche, Bögen und Halbkreise. Ganz wichtig: Auch hierbei verändert sich der Auflagewinkel nicht!
Die Bewegung geschieht aus den Fingern heraus. Erst bei noch längeren Linien bewegen sie die ganze Hand.
Insbesondere bei neuen Federn ist das häufig ein Problem. Die Feder ist in der Regel nicht fettig, sondern die wässrige Tinte perlt auf der glatten Metalloberfläche. Reiben Sie die Feder mit einem Papiertuch an der Vorderkante kräftig ab, dann geht es meistens schon viel besser. Beim Aufsetzen der Feder geben Sie leichten Druck und ruckeln etwas hin und her, bis die Tinte fließt. Die Feder mit Feuer behandeln ist keine gute Idee. Durch die starke Hitze verliert das Metall seine Elastizität und ist bald nicht mehr brauchbar. Das Problem läßt bald nach, wenn die Metalloberfläche durch die Feuchtigkeit oxidiert und rauher wird.
Insbesondere bei alten Federn können Sie prüfen, ob der Federspalt noch geschlossen ist. Halten Sie die Feder gegen das Licht und schauen Sie, ob durch den Spalt in der Mitte der Feder Licht durchscheint. Dann ist die Feder nicht mehr in Ordnung, die Tinte kann nicht mehr zur Schreibkante fließen und es ist Zeit, sich von der Feder zu verabschieden.
Wenn die Tinte auf dem Papier an manchen Stellen nicht fließen will, kann es daran liegen, daß das Papier durch die Hände fettig geworden ist. Wenn Sie ein schönes Blatt gestalten, ist es deshalb empfehlenswert, beim Schreiben ein Schutzblatt unter die Hand zu legen. Achten Sie darauf, daß Sie das Schutzblatt dann nicht versehentlich über die frisch geschriebenen Buchstaben wischen!
In diesem Fall stehen Sie mit der Feder mehr oder weniger auf der Ecke. Rollen Sie den Federhalter ein wenig zwischen den Fingern, um mit der ganzen Federbreite auf dem Papier aufzuliegen. Dabei nicht den Auflagewinkel verändern.
Wenn Sie mit der Handhabung der Feder zurechtkommen, ist der nächste Schritt das Üben der einzelnen Buchstabenformen. Für den Anfang ist z. B. die Unziale oder die Karolingische Minuskel relativ leicht zu schreiben. Zu beachten ist, daß die Feder in der Regel nur gezogen wird. Beim Schieben der Bandzugfeder kann die Tinte nicht fließen.
Weiter unten finden Sie einige Beispiele für die Zugfolgen einzelner Buchstaben. In der Regel beginnen Sie mit dem linken Teil des Buchstabens, danach folgt der obere und / oder mittlere Teil, dann der rechte und schließlich der untere Teil. Wenn Sie ein paar Buchstaben geschrieben haben, kommen Sie schnell dahinter. Achten Sie beim Üben immer auf die Ober- und Unterlängen.
Schreiben Sie zum Üben irgendeinen schönen Text, das schult Ihr Gefühl für die Abstände der einzelnen Buchstaben zueinander sowie für die Wortabstände.
Beispiele für die Zugfolgen einzelner Buchstaben:
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